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von Harald Ketterer

Schaut man sich auf der Karte die Umrisse des Kantons Schaffhausens genau an, so verwundert es nicht, dass das Thema Grenzen und deren Markierung bei unserem südlichen Nachbarkanton besondere Aufmerksamkeit verdient. Als erste Besonderheit fällt auf, dass der Großteil des Kantons und das abgetrennte Stein am Rhein auf der rechten Seite des Flusses liegt. Zusätzlich gehört das Gebiet um Rüdlingen als Innerschweizer Exklave zum Kanton Schaffhausen. Um die Situation weiter zu verkomplizieren, gibt es die deutsche Exklave Büsingen innerhalb des Kantons.

Somit musste der Kanton sicherstellen, dass sowohl die Landesgrenzen gegenüber den deutschen Landkreisen Waldshut, Schwarzwald-Baar-Kreis und Konstanz als auch gegenüber den Kantonen Thurgau und Zürich gut dokumentiert und sichergestellt waren und sind.

In dem vorliegenden zweibändigen Werk zeigt Christian Birchmeier das Zusammenspiel der Vermessungen des Kantons mit dem Setzen der Grenzsteine. Auf deren Basis wurden Lagepläne gezeichnet, die bei Streitigkeiten auch zum Setzen neuer Grenzsteine dienten. In früheren Zeiten kamen Grenzbegehungen als zusätzliche Absicherung hinzu. So sind im Jahr 1611 insgesamt 102 Personen verzeichnet, die an einer sogenannten Marchenbegehung teilnahmen. Damit sich die anwesenden Knaben an den Ort eines Grenzsteins genau erinnern, erhielten sie dort eine Ohrfeige, man schrieb es ihnen im wahrsten Sinne des Wortes hinter die Ohren.

Die Grenzsteine selber waren aus verschiedenen Gesteinen gefertigt und teilweise mit kunstvollen Wappen und durchgehenden Nummern versehen. Dennoch kam es immer wieder zu gewolltem oder ungewolltem Versetzen, aber auch zum Umstoßen von Grenzsteinen. Um sicherzustellen, dass diese wieder an den korrekten Platz kamen, gab es die geheimnisvollen „Grenzsteinzeugen“. In Süddeutschland waren es Keramikscherben, in der Nordschweiz schön gebrannte Ziegel, die versteckt unter den Grenzsteinen vergraben wurden, so dass im Nachhinein ihr ursprünglicher Ort wieder gefunden werden konnte.

Im Schlusskapitel widmet sich Birchmeier den verschiedenen Feldvermessern und deren Methoden, die es ermöglichten, bereits vor 300 Jahren Pläne mit einer äußerst hohen Genauigkeit zu erstellen. Im zweiten Band sind tabellarisch alle Grenzsteine des Kantons Schaffhausen aufgeführt. Das reichlich bebilderte Buch bietet einen guten Einstieg in das Thema Grenzen und Grenzsteine am Beispiel des Kantons.

Christian Birchmeier: Grenzen, Grenzsteine, Grenzsteinzeugen im Kanton Schaffhausen, 17.-19. Jahrhundert. Mit einer Würdigung der Peyer Grenzkarten von 1688, der Feldmesskunst des 17. und 18. Jahrhunderts und der Steiner Herrschafts- und Katasterpläne des 17. und 18. Jahrhunderts im Kanton Schaffhausen Hrsg. von: Bibliothek am Guisanplatz (BiG) • Bern 2023 2 Bände mit 203 und 240 Seiten

Harald Ketterer

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