von Harald Ketterer
Der Löffinger Autor Dr. Matthias Wider macht von Anfang an kein Hehl daraus, dass Seppenhofen nicht der Mittelpunkt der Welt ist. Er kann von keinem Massenmörder, aber auch von keinem Heiligen berichten. Sein Augenmerk gilt dem Schicksal der „normalen“ Bevölkerung, die über die Jahrhunderte so manche Schicksalstürme ertragen mussten.
Das Dorf Seppenhofen, heute Ortsteil der Stadt Löffingen, gehörte bis zum Jahr 1805 zur Herrschaft der Fürstenberger. Es scheint, dass die frühe Herrschaft bis um das Jahr 1500 erträglich war. Ab dieser Zeit versuchten die Grafen zu Fürstenberg immer mehr Rechte an sich zu ziehen und die Abgaben peu à peu zu erhöhen. Als sich in Stühlingen im Jahr 1524 die Bauern gegen die Herrschaft erhoben, sollte diese Revolte auch in Seppenhofen zu Forderungen gegenüber der fürstenbergischen Herrschaft führen. Wie bekannt, konnte die Obrigkeit die Unruhen niederschlagen. Auch die Seppenhofener Bauern mussten die Waffen niederlegen und in Geisingen auf die Hegauer Artikel schwören. Knapp einhundert Jahre später wurde auch Seppenhofen durch den Dreißigjährigen Krieg in Mitleidenschaft gezogen. In diese Zeit fielen auch die Hexenprozesse in Löffingen von 1635/36, die auch Seppenhofener Opfer forderten: Von insgesamt 71 Personen, die in Löffingen angeklagt wurden, fanden 33 den Tod, unter anderem auch der Stabhalter Matthias Glunk von der Oberen Mühle in Seppenhofen. Mit dem Ende der Napoleonischen Kriege veränderte sich die Jahrhunderte alte Struktur. Das Fürstentum Fürstenberg verlor seine Souveränität und die Gemeinde Seppenhofen wurde dem neuen Großherzogtum Baden unterstellt. Im Jahr 1832 löste die Gemeinde für 323 fl die letzten Feudalabgaben von den Fürstenbergern ab, die Integration in den Staat Baden dauerte aber noch lange. Wie in vielen anderen Gemeinden sollte auch in Seppenhofen die Revolution von 1848/49 Spuren hinterlassen. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besserte sich die wirtschaftliche Situation generell. Als Höhepunkt der Entwicklung in dieser Zeit kann der Eisenbahnanschluss der Höllentalbahn im Jahr 1901 gesehen werden. Mitten in diesen Aufschwung kam der Erste Weltkrieg. Von 78 Männern, die in den Krieg zogen, kamen 14 nicht mehr zurück. Die Nachkriegszeit war gekennzeichnet durch verschiedene Vereinsgründungen wie dem Radfahrverein, dem Männergesangverein und dem Karneval-Club. Der Zweite Weltkrieg sollte noch deutlich höhere Opfer bringen. Von 81 eingezogenen Männern starben 29 an den verschiedenen Fronten in Europa. Die NS-Diktatur forderte auch zivile Opfer in Seppenhofen. Maria Eggert wurde im Rahmen des sogenannten „T4-Programms“ am 6.4.1940 in Grafeneck umgebracht. Auch die in Seppenhofen untergebrachten Zwangsarbeiter, die im Holzwerk Benz in Löffingen arbeiten mussten, wurden teilweise schlecht behandelt. Mit der Besetzung von Seppenhofen am 29. April 1945 endete diese düstere Zeit und die Bevölkerung hatte endlich Frieden. Nun konnte sich das Dorf weiterentwickeln. Allerdings war die Gemeinde doch sehr klein, so dass sich eine Eingemeindung mit der angrenzenden Stadt Löffingen anbot. Bei der Abstimmung für oder gegen die Eingemeindung mit der Nachbarstadt stimmten immerhin 138 mit ja und nur 39 mit nein, so dass am 1. Januar 1970 die Eigenständigkeit der Gemeinde Seppenhofen endete. Heute wachsen die Gemeinden Löffingen und Seppenhofen gerade beim Neubaugebiet Reichberg immer mehr zusammen.
Matthias Wider: Seppenhofen. Geschichte eines Dorfes. Hrsg von der Stadt Löffingen 2022 • 128
Seiten •18,90 Euro
Harald Ketterer
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