Wolf Hockenjos: Spätlese, Donaueschingen: Morys Hofbuchhandlung 2024, 239 Seiten, 29,90 €.

Der langjährige Leiter des Villinger Forstamts Wolf Hockenjos ist auch noch viele Jahre nach seiner Pensionierung ein fleißiger Autor. Die „Schaffensfreude und Freiheit“, von der er im Nachwort berichtet, ist seinen Texten anzumerken. Seine stilsicheren, zwei bis sechs Seiten langen Kabinettstückchen, die online unter https://hieronymus-online.de/ schon veröffentlicht sind, zeigen des Autors Lust an Formulierungen. Die ausgefeilte Prosa wird bei ihm aber nie zum Selbstzweck. Ihm geht es entweder um autobiographisches oder um Fragen des Naturschutzes, und nicht selten fällt das eine und das andere zusammen. 

Einen Windkraftunternehmer, der im Titel eines Buches die Gegner seiner Anlagen als „Klimaschänder” schmäht und seine Windräder als „skulpturale Bereicherung“ der Schwazwaldlandschaft anpreist, nennt der engagierte Windradgegner Hockenjos im Gegenzug einen „Landschaftsschänder“. In anderen Beiträgen weist er auf die Einschränkung der Erholungsfunktion des Waldes durch Windräder hin und auf die Gefahren für Vögel, die von den rotierenden Glasfaserflügeln ausgehen. Weitere Texte kommentieren Fälle von Wilderei, die Ansiedlung von Luchsen und Bären, oder erzählen die Geschichte des Hotels Feldberger Hof. Zudem berichtet Hockenjos von seinen persönlichen Leidenschaften für das Fahrradfahren und für den Skilanglauf im Schwarzwald, sowie über die in den 1960er Jahren betriebenen Planungen für eine Schwarzwaldautobahn von Donaueschingen nach Freiburg, die schließlich eingestellt wurden wegen großer Proteste, an den der Vater des Autors, der damalige Forstamtsleiter in St. Märgen, wesentlich beteiligt war. 

Wer den Autor kennt und schätzt, und – statt die bereits online veröffentlichten Texte am Computerbildschirm zu lesen –, sich lieber mit einem gebundenen Buch und vielleicht einem Glas Wein in den Lesesessel setzt, wird Freude haben an dieser „Spätlese“.   

Friedemann Kawohl