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THOMAS MARTIN BUCK: Altglashütten. Zur Frühgeschichte einer Glasmachersiedlung im
Hochschwarzwald (1634–1723). Herausgegeben vom Arbeitskreis Regionalgeschichte
Freiburg e.V. in der Reihe Rombach Wissenschaften, Alltag und Provinz (Band 20).
220 Seiten • 26 Euro • Rombach-Verlag. Freiburg 2022

Mit seiner neuen Veröffentlichung beschäftigt THOMAS MARTIN BUCK sich mit einer Gemeinde im Hochschwarzwald, von der man annehmen könnte, dass mit ihrer heutigen Orientierung auf Tourismus und Pflege der Regionalkultur sowie angesichts zahlreicher heimatkundlicher Veröffentlichungen und einer starken Präsenz im Internet und in den sozialen Medien eigentlich alles Wissenswerte bereits geschrieben ist.
Buck wendet sich mit dieser gründlichen Arbeit aber der namensgebenden Geschichte des Ortes zu und lässt schon im Buchtitel mit der Nennung einer Epoche von 1634–1723 erkennen, dass er die Leserschaft auf eine Zeitreise in die Frühgeschichte der Glasmacherei mitnehmen möchte. Das Inhaltsverzeichnis macht dann auch schnell deutlich, dass es sich um eine grundlegende Darstellung der Ortsgeschichte handelt, die mit der Gründung der Glashütte im Jahr 1634 ihren Anfang nahm. Der Autor hebt hervor, dass damit das weitläufige Gelände zwischen Hochfirst und Feldberg nutzbar gemacht werden sollte.
Mit der Nennung der Holzgewinnung als primärem Ziel zeigt er auf, dass erst danach die Erschließung von Siedlungsraum und dessen Kolonisierung das sekundäre tragende Motiv war. Glasmacherei war Mittel zum Zweck, bei der angesichts einer nur wenige Jahrzehnte währenden Präsenz der Hüttenleute das Ende ihrer Siedlung schon beim Beginn markiert war. Diese Besonderheit des holz- und waldverzehrenden Gewerbes beschreibt Buck sehr anschaulich und spiegelt die soziale Stellung der Glasmacher und ihrer Familien in das damalige Geschehen der einstigen „Altrothwasserglashütte“. Mit
dem Schlagwort „Dem Holze nach“ kommt die Abhandlung an das zwangsläufige Ende der Hütte im Jahr 1723, als im benachbarten Neuglashütten eine nur wenige Jahre dauernde Fortsetzung des Hüttenbetriebs versucht wurde.
Ein eigenes Kapitel widmet der Autor dem Glashandel, mit dem die Produkte der Hüttenindustrie auf die Märkte hinausgetragen wurden. Dieser mit der Figur des Glasträgers verbundene Vertrieb erhält den ihm gebührenden Rang, wenn die bald einsetzende Emanzipation der Glashändler von ihren Hütten und die Gründung von fünf regionalen Vertriebskartellen thematisiert wird. Dieser für den Schwarzwald sehr bedeutende wirtschaftshistorische Aspekt rundet die Abhandlung ab, die auch die
rechtlichen Grundlagen der Schwarzwälder Glaswirtschaft umfassend berücksichtigt.
Bei aller zentralen Bedeutung der Glaswirtschaft für die Gemeinde Altglashütten schenkt der Autor auch ihrer weiteren Entwicklung genügend Aufmerksamkeit, so zum Beispiel, als die Gemeinde mit der Uhrmacherei – als eine auf die Glasmacherei folgende Industrie – in eine neue und ebenso lukrative Epoche der Hochschwarzwälder Wirtschaftsgeschichte eintrat. Die Darstellung der Kirchengeschichte erscheint losgelöst von dem Ursprungsgewerbe, da während der Hüttenzeit keine eigene Pfarrei existierte und erst Jahrzehnte nach dem Ende des Hüttenbetriebs die erste Kirche gebaut und Altglashütten 1818 selbständige Pfarrgemeinde wurde. Der Autor bezieht aus gutem Grund die für die Geschichte der Gemeinde bedeutende Schrift des einstigen Pfarrers GRAUßBECK in seine Arbeit ein, da sie weit über kirchengeschichtliche Belange hinausgeht.

Das Buch überzeugt mit einer reichhaltigen Bebilderung, vor allem aber mit einem außerordentlich gründlichen Quellenapparat, der einen sehr guten Überblick über die themenrelevante Literatur und die verwendeten Quellen bietet. Die über die Zeit der Altglashütte hinausgehenden anderen Glashütten des Schwarzwaldes hätten zum Vergleich genannt werden können, was aber angesichts der klaren Konzentration auf diese Gemeinde den beispielhaften Gesamteindruck des Buches in keiner Weise schmälert. Die Arbeit von Thomas Martin Buck wird ihren Platz in der wissenschaftlichen Schwarzwaldliteratur einnehmen, ihr ist eine interessierte Leserschaft und eine weite Verbreitung zu wünschen.


Edgar H. Tritschler

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